Kiel hat ein neues Leuchtturmprojekt für Inklusion. Die Aktion Mensch Stiftung fördert mit 1 Mio EUR die Entwicklung von Ausbildungsgängen für Menschen mit Behinderungen. Durchgeführt wird das fünfjährige Modellprojekt von der IIB2. Beratung. Bildung. Arbeit. gemeinnützige GmbH (kurz: IIB2), einer Tochtergesellschaft der Stiftung Drachensee. In den Berufsfeldern Kita, Pflege, Arbeitsmarkt-Coach, Kommunikation/Digitalisierung und Beratung werden modellhafte dreijährige Ausbildungen geschaffen, dauerhaft verankert und bundesweit verbreitet. Ziel ist, den Arbeitskräftebedarf der Unternehmen aufzugreifen, passende Ausbildungen zu entwickeln und umzusetzen und so für die Menschen einen gesicherten Übergang von der Werkstatt für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen.

Schon jetzt bringen Mitarbeitende der Werkstatt am Drachensee ihre Kompetenzen erfolgreich in Unternehmen und Organisationen ein. Wie Katharina Kruse (Foto), die seit fast acht Jahren auf einem ausgelagerten Werkstattplatz in der Kita Jettkorn in Kiel-Elmschenhagen arbeitet. „Das macht mir immer noch großen Spaß. Ich liebe es und fühle mich hier sehr wohl“, sagt die 26-Jährige strahlend. Sie begleitet Kinder bei den Mahlzeiten, spielt mit ihnen oder liest Bücher vor. „Es passt einfach wunderbar zusammen“, lobt Kitaleiter Sebastian Thoring. „Katharina ist für uns eine Riesenunterstützung. Die Kinder suchen sie sich oft morgens als Bezugsperson aus, wenn sie sich von den Eltern verabschieden. Sie gibt den Kindern ganz viel“. 

Damit Menschen wie Katharina Kruse eine dauerhafte Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben, und irgendwann von ihrer Arbeit leben können, brauchen sie eine zertifizierte Ausbildung. Ein „triales Ausbildungskonzept“ verbindet die Kompetenzen von Menschen mit Behinderungen mit den Bedarfen der Unternehmen (Praxis) und den beruflichen Lernorten (Theorie), gleichzeitig sichert es die erforderliche Unterstützung aller (Teilhabebegleitung). Mit dem trialen Ansatz überwindet das Projekt die bisherigen Systemschwächen, erweitert die duale Berufsbildung und schafft Ausbildungen, die in Arbeit münden. Motor des bundesweiten Projektes sind regionale Fachgruppen, die die Ausbildungen vor Ort entwickeln und die Umsetzung voranbringen. Dort kommen Menschen mit Behinderungen, Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Teilhabe-Träger zusammen.

Die konkrete Ausbildung findet in beteiligten Bildungsinstitutionen, wie beispielsweise Hoch-, Fachhoch- oder Fachschulen und bei den Unternehmen vor Ort statt. An jeder Ausbildungskohorte nehmen sechs Menschen mit Behinderungen teil. Mit den Methoden des Leichten Lernens entwickeln sie ihr Fachwissen und ihr praktisches Können sowohl im Peer-to-Peer-Setting als auch in der Gemeinsamkeit von Menschen mit und ohne Behinderungen. Das Vorhaben ist Teil des Aufbaus des Deutschen Inklusionszentrums (DIZ) auf dem Campus Kiel mit den Hochschuldimensionen Lernen, Lehre, Forschung, Gesellschaft. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Aktion Mensch Stiftung hatte die Stiftung Drachensee vor eineinhalb Jahren einen Planungs- und Vorbereitungsprozess für ein deutsches Inklusionszentrum initiiert. Nach der erfolgreichen Planungsphase folgt jetzt ein fünfjähriges Umsetzungsprojekt, um die Arbeits- und Bildungswelt ganz konkret inklusiver zu gestalten.

In der Hochschuldimension „Lehre“ hat die Stiftung Drachensee mit dem Aufbau, der Etablierung und der Übergabe des Instituts für Inklusive Bildung an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bereits ihre Innovationswirkung unter Beweis gestellt. Seit einem Jahr sind sechs Bildungsfachkräfte Mitarbeitende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und unterrichten beispielsweise angehende Lehrkräfte zum Thema Inklusion. Das Modell des Instituts für Inklusive Bildung wurde mittlerweile bundesweit von vier weiteren Hochschulen übernommen, ist mehrfach ausgezeichnet und findet international große Beachtung.

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Hannah Schröder
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